Sanft raus aus der Komfortzone und rein in die Verbindung
Die Natur folgt bestimmten Mustern und Dynamiken – alles ist irgendwie zyklisch.
Wir können es an unseren unterschiedlichen Gemütszuständen in den unterschiedlichen Jahreszeiten erkennen.
Ein wichtiger natürlicher Zyklus findet sich in dieser Dynamik:
Den der Kontraktion im Herbst/Winter und der Expansion im Frühling/Sommer.
Und nicht nur in den Jahreszeiten, sondern überall in der Natur kann man dieses Spiel aus Ausdehnung und Zusammenziehen beobachten:
Amöben expandieren mit ihren sog. Pseudopoden und ziehen ihren Körper durch Retraktion nach – so bewegen sie sich fort.
Atmen wir ein, expandieren unsere Lungenflügel, all die komplexen Muskelverkettungen in unserem Thorax helfen dabei.
Atmen wir aus, kontrahieren genau diese Strukturen und helfen uns dabei, die Luft aus uns rauszupressen.
Das sind nur ein paar Beispiele und das Konzept, was deutlich wird, ist simpel:
Beides bedingt sich gegenseitig und das eine kann ohne das andere nicht sein.
Und unser Nervensystem funktioniert genau nach derselben Dynamik.
Ein trainiertes Nervensystem kann Expansion halten (Selbstausdruck, sich zeigen, Verbindung mit anderen suchen, Komfortzone verlassen, Neues ausprobieren etc.), ohne komplett den Boden unter den Füßen zu verlieren, und dann aber auch wieder Konktraktion zulassen, ohne in den sogenannten Shutdown zu gehen, also komplett in der Dysregulation zu bleiben.
Dysregulation bezeichnet hier den Zustand, in dem der Körper eine Gefahr vermutet und dementsprechend angespannt ist.
Ein großer Part dieser gesunden Expansion und Konktraktion ist das Ankommen in der Verbindung zu sich und vielleicht zu allem, was ist.
Also sich immer wieder in eine Art Urvertrauen zu üben.
Das erfordert, neben der Bereitschaft sich ohne Ablenkung zu begegnen, auch ein Gefühl für das eigene Ego, das Integrieren der eigenen Schatten und einen liebevollen Umgang mit dem eigenen Selbst.
In meiner Traumaaufarbeitung war da ein spirituelles Grundgefühl unabdingbar. Nicht die Spiritualität, die nur funktioniert, wenn man nur “hohe Vibrationen” zulässt, die richtigen Kristalle kauft und zur Energieheilerin geht.
Das ist für mich eher Esoterik, keine Spiritualität.
Ich glaube, Spiritualität begegnet einem manchmal schon als Kind, geht dann wieder verloren und findet einen wieder, wenn man etwas durchmacht, was ohne dieses Gefühl der Verbindung mit allem, was ist, nicht aushaltbar ist.
So war es zumindest bei mir. Und meine Spiritualität ist für mich seitdem ein großer Anker, aber sie ist alles andere als ausschließlich Licht und Liebe.
Sie ist roh, manchmal echt unangenehm, oft auch echt dunkel, doch eben auch genau alles andere auf diesem Spektrum: tief beruhigend, sinnstiftend und das ultimative Gefühl von Verbindung.
Und das Zurückkommen in die Kontraktion, ohne aus der Verbindung zu rutschen, hat mir über die Jahre geholfen, mich auch immer weiter zu expandieren.
Frei nach dem Motto: Kopf in den Wolken, aber beide Füße fest auf dem Boden.
Spiritualität ist also so viel mehr als einfach nur eine Lebenseinstellung.
Es erfordert radikale Selbstbegegnung, das bewusste Üben von Konktraktion und Expansion und sich immer wieder in das Gefühl der Verbindung einzufühlen – auch wenn es am Anfang vielleicht nicht immer klappt.
1 Kommentar zu „Expansion & Kontraktion“
Wertvoller Beitrag, vielen Dank!!
Ich habe einen Glaubenssatz, der sagt, dass ich in Zeiten der Kontraktion nicht gut genug bin. Das zieht mich u.a. dann aus der Verbindung.
Der Artikel hilft mir auf dem Weg dahin, dass ich mir in Zeiten der kontraktion erlauben darf in Verbindung mit mir und vielleicht mit allem, was ist zu sein.